Holger Lemme

Das Internet als Instrument der Hochschul-PR.

Eine Analyse universitärer Online-Angebote und der Internet-Nutzung für die Öffentlichkeitsarbeit


Die Hochschulen in Deutschland befinden sich seit Jahrzehnten in einer Legitimations- und Orientierungskrise. Die Gesellschaft fragt nach der Leistungsfähigkeit, die Politik nach den Kosten, die Wirtschaft nach der Qualität der Ausbildung; gleichzeitig verschlechtern sich die Rahmenbedingungen des Hochschulwesens stetig. Als Ausweg aus der Misere wird auf Profilierung und verstärkten Wettbewerb gesetzt. Diese Aufgaben können jedoch nur mit Hilfe umfassender kommunikativer Aktivitäten angepackt werden.

Das Internet ist ein junges Medienbündel, dessen Kommunikationsmodi den Kanon der PR-Instrumente wirkungsvoll ergänzen kann. Gerade im Bereich der Wissenschaft ist seine Nutzung schon alltäglich, die Ressourcen sind vorhanden. Der Einsatz des Internet für die Hochschul-PR bietet sich geradezu an.

Im Rahmen der qualitativen Studie wurde festgestellt, daß das Internet von den zehn untersuchten Hochschulen bewußt für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt wird. Denn die befragten Pressesprecher sind von seinen Vorteilen überzeugt: es bietet schnelle, globale, aktuelle und kostengünstige Möglichkeiten der Information und Kommunikation. Besonders intensiv werden E-Mail, Mailinglisten und das WWW genutzt. Allerdings ist ein erhöhter personeller Aufwand notwendig, um den Anforderungen der Online-Kommunikation gerecht zu werden. Da es in den Pressestellen an diesen Kapazitäten häufig mangelt, fehlt die Basis für eine konzeptionell geplante Anwendung des Internet.

Entsprechend unterschiedlich präsentieren sich die Universitäten dieser Stichprobe im Netz. Im Gesamteindruck sind die Websites häufig text- bzw. grafikorientiert, multimediale und interaktive Angebote finden sich nur selten. Der medienadäquate Einsatz des World Wide Web ist erst in Anfängen entwickelt. Die universitären WWW-Angebote lassen darüber hinaus auch die Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzer vermissen. Nur in einzelnen Fällen sind Angebote für bestimmte Bezugsgruppen zusammengestellt oder einheitliche, plausible Navigationssysteme installiert.

Der Wettbewerb zwischen den Universitäten verlangt nach Profilierung und Ausweitung der kommunikativen Aktivitäten. Benutzerfreundliche, inhaltlich und gestalterisch interessante Websites, die die Möglichkeiten des Mediums nutzen, werden eine wichtige Rolle in dieser Konkurrenz spielen.